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Sturm Kyrill: Kreis Siegen-Wittgenstein stark betroffen

Die Wettervorhersagen standen auf Sturm und eine Vorwarnung an alle Helfer des THW Siegen war per SMS rausgegangen. Was dann aber ab Donnerstag Nachmittag über das Kreisgebiet und die angrenzenden Gebiete hereinbrach war gewaltig.

Der Sturm Kyrill schaffte es in wenigen Stunden Unmengen an Waldgebieten im Kreisgebiet teilweise zu zerstören. Ganze Baumbestände, und damit auch Existenzen einzelner Waldbauern, fielen dem Sturm zum Opfer. Rund 100 Straßen mussten gesperrt werden. Der Altkreis Wittgenstein war am Donnerstag Abend vom Altkreis Siegen komplett abgeschnitten. Alle Zufahrtsstraßen waren durch umgestürzte Bäume blockiert. Aber auch die Elektroversorgung und die Telekommunikation hatten zeitweise keine Chance gegen die Naturgewalten. Strom und Telefon waren vielerorts ausgefallen. Teilweise fiel der Strom für mehr als 24 Stunden aus.

 

Einsatzleitung in der alten Leitstelle - Katastrophenalarm

Die Einsatzleitung des Kreises Siegen-Wittgenstein mit Vertretern aller Organisationen unter der Leitung von Landrat Paul Breuer wurde in der alten Leitstelle des Kreises eingerichtet. Auch Fachberater des THW Siegen wurde in den Stab bestellt. Klaus Brandenburger und Reiner Senner wurden als Schnittstelle zwischen THW und dem Krisenstab in die Leitstelle entsandt. Am frühen Abend wurde dann durch den Landrat Paul Breuer der Katastrophenalarm ausgelöst. Meldeköpfe wurden eingerichtet, um die Vielzahl der Notrufe abzuarbeiten. Auch der Stab des THW Siegen richtete sich auf eine längere Einsatzdauer ein, denn zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die Dauer des Einsatzes noch weit bis in die nächsten Tage gehen würde. Bereits jetzt waren so gut wie alle Feuerwehren im Einsatz. Aber auch das THW Siegen und die Sanitätsorganisationen hatten alle Hände voll zu tun.

Alle THW Siegen Kräfte im Einsatz

Bereits Donnerstag Nachmittag wurde als erste Einheit die Fachgruppe Führung und Kommunikation von der Geschäftsstelle Olpe, mit der Aufgabe umgehend den Leitungs- und Koordinierungsstab( LUK) der Geschäftsstelle zu besetzen, alarmiert. Die Aufgabe der LUK besteht darin, die Einsätze alle Ortsverbände zu koordinieren und die Anforderungen der OV`s umzusetzen. Da alle OV`s des Geschäftsführerbereiches Olpe im Einsatz waren, wurden zusätzliche Kräfte aus anderen Ortsverbänden des Landesverbandes NRW und aus Nachbarverbänden angefordert. Einsatzschwerpunkte waren das Freischneiden von Strassen und Wegen und die Stromversorgung von öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen sowie von Privathaushalten. Im Geschäftsführerbereich Olpe wurden ca. 260 Helfer aus allen OV`s des GFB Olpe sowie Räum- und Elektrogruppen aus anderen Geschäftsführerbereichen im Einsatz koordiniert.

Motorsägen im Dauereinsatz

Motorsäge im Einsatz Wichtigstes Werkzeug der Bergungsgruppen waren am Freitag seit den frühen Morgenstunden die Kettenmotorsägen. Hauptaufgabe der Helfer war das Freischneiden von Straßen. Alle drei Bergungsgruppen des THW Siegen und zusätzlich die Fachgruppe Beleuchtung waren mit Räumarbeiten beschäftigt. Einsatzschwerpunkte waren die Straße von Lützel Richtung Affolderbach und Hilchenbach sowie die Straße von Hainchen in Richtung Hessen. Hier wurde teilweise in guter Zusammenarbeit mit den örtlichen Feuerwehren ganze Arbeit geleistet. Aber auch die Hauptverbindung zwischen Siegen-Eiserfeld und Neunkirchen war durch starken Windbruch unpassierbar. Hier wurden die Räumgruppen aus Bergisch Gladbach und Dillenburg eingesetzt. Bereits Freitag Abend war die Straße wieder freigeräumt und konnte am Samstag schon wieder für den Verkehr frei gegeben werden. Einsatzende war vorerst Freitag Abend. Am folgenden Samstag wurde dann noch eine 2 Bergungsgruppen sowie der Materialerhaltungstrupp der Fachgruppe Logistik zur Unterstützung in den Bereich Bergisches Land abgeordnet. Auch hier mussten in erster Linie Straßen von Bäumen befreit werden. Zusammen mit der Feuerwehr Nümbrecht wurde eine schwere Tanne von einem Wohnhaus beseitigt. Die restlichen Einheiten waren mit der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft beschäftigt.

Fachgruppe Logistik - Verpflegung für die Front

Die Küche der Fachgruppe Logistik war in der gesamten Einsatzzeit besetzt und durchgehend mit der Verpflegung der Helfer beschäftigt. Frühstück für den Krisenstab herstellen, Mittagessen für die Bergungsgruppen kochen und das Ganze an die Einsatzstellen verteilen. Ein Fulltimejob, denn zwischendurch wollte ja auch der eigene Stab im Ortsverband mit Kaffee versorgt werden. Ladebordwand und Kipper der Fachgruppe waren durchgehend zum Transport von Stromerzeugern eingesetzt.

Helfer der Fachgruppe Elektroversorgung standen unter Dauerstrom

Die erste Alarmierung erfolgte Donnertags Abend mit dem Auftrag, die Geschäftsstelle des THW in Olpe mit Strom zu versorgen. Die Ladebordwand der Fachgruppe Logistik und die NEA 175kVA wurden nach Olpe geschickt. Bereits bei der Ankunft in Olpe wurde der Einsatzauftrag geändert. Die Kreisleitstelle in Olpe war ohne Strom und sollte versorgt werden. Parallel dazu war bereits der Gruppenführer der Fachgruppe Elektroversorgung vor Ort eingetroffen. Bei Ankunft des Stromerzeugers war der Fehler bereits behoben und die Leitstelle wieder mit Strom versorgt.

Die Fachgruppe Elektro in Aktion Nächster Auftrag war das Krankenhaus in Kreuztal - Kredenbach. Laut Einsatzleitung war das Krankenhaus auch vom Stromausfall betroffen und musste dringend mit Strom versorgt werden. Bei Ankunft in Kredenbach war auch dort die Stromversorgung wieder sichergestellt und auch das Notstromaggregat des Krankenhauses einsatzbereit und ausreichend leistungsfähig. Im Laufe des Abends wird nochmals ein Elektriker in der Leitstelle Olpe benötigt, um weitere Probleme bei der Stromversorgung zu beheben.

Freitag Morgen wurden mussten dann Teile des Sauerlandes mit Strom versorgt werden. Ein Bauernhof im Raum Drolshagen wurde mit dem 15kVA Notstromaggregat auf dem Kipper der Fachgruppe Logistik versorgt. Die Kühe mussten dringen gemolken werden. In diesem Bereich waren auch schon die Aggregate der Ortsverbände Lennestadt und Olpe im Einsatz. Nächster Einsatzort war Wieblhausen in der Nähe von Fretter (Finnentrop). Hier wurde das 175kVA Stromaggregat zur Stromversorgung eingesetzt.

Am selben Tag kam die NEA 50kVA an einem Bauernhof östlich von Bad Berleburg zum Einsatz. Hier war der Strom komplett ausgefallen und damit auch die Pumpe zur Wasserversorgung außer Betrieb. Da die Einsatzdauer nicht absehbar war, wurden die Fahrzeuge zurück in den Ortsverband beordert und der Helfer Markus Haastert blieb nebst NEA vor Ort.

Samstag Mittag wurde das Aggregat von "frischen" Helfern wieder abgeholt. Zu diesem Zeitpunkt war die Stromversorgung für das Haus noch nicht wieder hergestellt, allerdings gab es vom RWE die Zusage, dies bis zum Abend geschafft zu haben.

Zusätzliche Hilfe zur Stromversorgung kam vom THW Wetzlar. Die Helfer mit Aggregat waren an der Kläranlage Eckmannshausen eingesetzt. Auch hier waren die Pumpen wegen Stromausfalle ohne Strom. (Michael Philipp, Markus Haastert, Uwe Grüdelbach)

© Fotos: Michael Philipp, Markus Haastert, Uwe Grüdelbach

 

© Fotos: THW Wetzlar

 

© Fotos: THW Dillenburg